Im Herbst 2010 kommt mein neues Stück auf die Bühne

Im April 2009 war es mal wieder so weit und ich schrieb ein Theaterstück. Nach einer der erfolgreichen Aufführungen von „Der Held“ war Hubert Petter, Obmann der Volksbühne Alpenland Thiersee, mit der Bitte an mich herangetreten, er würde gerne eines meiner Stücke inszenieren. Ich freute mich damals sehr, glaubte aber nicht, dass „Der Anschein“, „Der Stein des Sisyphos“ oder „Nebel“ für diesen Rahmen geeignet wären. Ein paar Wochen lang ließ ich meine Gedanken kreisen ohne auf irgendeine fruchtbare Idee zu stoßen. Und dann, Ende April, war es  so weit. Es war kurz vor Mitternacht und ich wollte mich eben schlafen lagen. Ich stand vor meinem Bett und ließ meinen Blick über die vielen Bücher in den Regalen über meiner Schlafstätte gleiten. Hinter jedem Titel ein Mensch und eine Geschichte. So viele Welten, die ich bereist hatte. Und dann geschieht es. Verschiedene Gestalten, verschiedene Aspekte unterschiedlicher Geschichten treten plötzlich aus der Masse heraus und vereinen sich zu einer neuen, zuvor noch nicht dagewesenen Kombination. Eine neue Welt entsteht. Es ist erst ein kleiner Ansatz und doch ist alles schon da. Denn der Rest ergibt sich von selbst.

Schlafen war nun kein Thema mehr. Es galt sofort alles aufzuschreiben, das da kam. Es galt die Fenster weit offen zu halten, solange der Wind noch wehte. Immer mehr Ideen und Facetten tauchten auf. Ein Glied fügte sich ins nächste und am frühen Morgen war das Drama mehr oder weniger komplett.

Da sich bisherige Leser recht angetan zeigten ist  es nun so gut wie sicher: Mein neues Stück „Gefangen“ wird im Herbst 2010 von der Volksbühne Alpenland Thiersee unter der Regie von Hubert Petter uraufgeführt werden. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich darauf. Allen, die daran beteiligt sein werden, und besonders dir, lieber Hubert, wünsche ich viel Freude und Erfolg.

Tat twam asi

Hier ein paar Infos zum Stück:

Gefangen

Der Ort ist Tirol. Die Zeit ist heute. Obwohl es auf den ersten Blick anders erscheinen mag, ist “Die Gefangenen” weit mehr als ein einfaches Dialektstück. Denn in die enge Stube des Bauernhofes der Familie Brenner weht ein Wind der fernen Welt, welcher große Fragen mit sich bringt. Tragen wir nicht alle Masken? Masken, die unserem sozialen Status und den Verhältnissen, in denen wir leben, entsprechen? Spielen wir nicht alle Rollen? Rollen, die determiniert sind durch Geschlecht, Religion, Herkunft, Alter und Sprache? Wann kommt man denn schon dazu, man selbst zu sein? Sind wir nicht alle Schauspieler, die auf der Bühne gefangen sind, eingesperrt in die engen Mauern gesellschaftlicher Erwartungen?

Doch es gibt Menschen, die sich nicht einsperren lassen, Menschen, die den unsagbar großen Mut zeigen, einfach nur sie selbst sein zu wollen und es satt sind irgendwelchen Rollenbildern zu entsprechen. Für ihre Individualität nehmen sie den Hass und den Hohn der anderen in Kauf. Zumindest solange, bis nur noch ein einziger Weg erträglich scheint: die Flucht. Dies ist der Weg der Evi Brenner, der tragischen Heldin dieses Stückes.

Doch all dies ist längst Vergangenheit. “Gefangen” erzählt nicht von Evis Flucht, sondern von ihrer Rückkehr. Wie anknüpfen an ein Leben, das nicht mehr das ihrige ist. Wie ertragen, dass keiner erkennen will, dass sie nicht mehr jene ist, die einst vor allem floh?  Ein Stück der großen Fragen und tiefen Emotionen.

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